Cani-Cross !

Wer gerne joggt – für den wäre das die ideale sportliche Betätigung. Aber was hat das mit unseren Hunden zu tun? An den Wettkämpfen bilden jeweils ein Läufer und ein Hund ein Team. Der Hund (egal welcher Rasse) wird in ein Gstältli gesteckt und mit einer elastischen Zugleine am Bauchgurt befestigt. Die Stupsnase rennt voraus, und der Läufer joggt hinter her. Bedingung – der Hund muss vorne laufen. Und genau das war unser Problem. Die Cani-Cross – Wettkämpfe gibt es nicht erst seit diesem Jahr. Doch für uns kamen diese Anlässe nicht in Frage, weil: Thaiga kann perfekt „bei Fuss“ laufen. Sie hat die Begleithunde 1 – Prüfung bestanden, und betrachtet es als völlig unsinnig, alleine vor Beat zu laufen. Sie ist auch im Stande, das komplette Gespann zu stoppen, wenn es ihr gerade danach ist. Thaiga arbeitet zuverlässig mit, wenn Beat und ich mit je zwei Hunden vor die Bikes eingespannt im Wald trainieren gehen. Beat fährt dann mit den zwei Jüngeren voraus, und ich habe mit den zwei Älteren das Nachsehen. Aber das funktioniert. Nur glaube ich nicht, dass die Rennleitung das dulden würde, wenn ich mit dem Bike während dem Rennen als Lockvogel voraus fahren würde, um Thaiga zu motivieren. Also lassen wir es lieber bleiben, mit unserer Thaiga einen Cani-Cross zu bestreiten.

Belyj Jar ist meine Therapiehündin, die immer noch ihre wöchentlichen Einsätze leistet. Sie arbeitet wunderbar im Gespann, wenn sie die Möglichkeit wittert, ein Eichhörnchen, einen Hasen oder gar ein Reh zu sehen. Da diese Animationen an einem Cani-Cross eher unwahrscheinlich sind, beschränken wir unsere Tätigkeiten mit ihr auf ausgedehnte Spaziergänge und Trainings durch Felder, Wiesen und Wälder.

Nalleni ist eine sehr sportliche Hündin – sehr sensibel und bei neuen Sachen etwas unsicher. Sie ist glücklich, wenn sie ihren Mäusen nachstellen kann, bei denen sie sich als erfolgreiche Jägerin voll ausleben kann. Für diese Sportart könnte sie mit Vorbehalt eingesetzt werden.

Und was ist mit Phayun? Phayun war letztes Jahr noch zu jung. Sie wurde am 26.12.2002 erst ein Jahr alt – also betrachteten wir die Cani-Cross – Veranstaltungen als nicht interessant für uns.

Doch die Zeit verging und Phayun entwickelte sich als unternehmungslustige und sehr aktive Hündin. Sie ist auch mit den Kommandos so zuverlässig, dass es ein wahrer Genuss ist, sie im Gespann zu haben, wo sie als Leithündin ihren festen Platz gefunden hat.

Im vergangenen Frühling und Sommer genossen Beat und Phayun die ersten Cani-Cross – Rennen im Jura. Unsere Jüngste zeigte sich sehr talentiert, denn sie begriff auch hier sehr schnell und das Vorausrennen bereitete ihr keine Schwierigkeiten. Das Jahr verabschiedete sich vom Sommer. Auch die Rennen im Jura waren zu Ende. Nun konnten wir uns bereits auf die Veranstaltungen in der Deutschschweiz vorbereiten. Das erste Rennen war in Weinfelden. Ich muss noch hinzufügen, dass an den Cani-Cross auch immer Kinderrennen organisiert werden. Für die jüngeren Teilnehmer wird dann einfach die Strecke eben kindergerecht gekürzt, und es gibt dem Alter entsprechend Kategorien. So kam es, dass wir Lukas (der dreizehnjährige Sohn meiner ältesten Schwester) in Weinfelden starten liessen. Schliesslich hat er schon mehrmals am Luzerner Stadtlauf teilgenommen. Lukas hat unseren Rat befolgt und trainierte während den Herbstferien, denn Weinfelden war das letzte Wochenende in seinen Ferien. Endlich war es soweit. Gemütlich machten wir uns auf den Weg. Beat und Lukas hatten noch etwas Zeit, vor ihnen waren noch die Wagenrennen und Velojörings an der Reihe. Langsam aber sicher musste sich Beat warmlaufen. Die Speakerin machte das Publikum auf das folgende Rennen aufmerksam und betonte, dass nun die für sie ausgeglichenste Sportart an diesem Tag gezeigt würde, denn hier müssten auch die Läufer sportlich auf der Höhe sein. Da kann ich die Speakerin nur unterstützen. Bei diesen Wettkämpfen nützt der beste Hund nichts, wenn der Läufer keine Freude am Joggen hat.

In Weinfelden durften Beat und Phayun den Cani-Cross eröffnen. Ist wohl klar, dass ich diesen Lauf fotografisch festhalten wollte. Um eine möglichst gute Position zu erhaschen, kniete ich mich unweit vom Start nieder. Der Start in Weinfelden war so postiert, dass die Zuschauer auf dem Thurdamm einen herrlichen Überblick hatten und bestens am Renngeschehen teil haben konnten. Ich wollte das auch. Kniend und den Fotoapparat vor dem Gesicht, nahm ich die Zwei ins Visier. Und los! Phayun legte sich voll ins Zeug – Beat hinter her. Den Fotoapparat auf Sport gestellt schoss ich ein Foto um das andere. Mit grossen Schritten kamen sie auf mich zu - mein Finger ohne Unterbruch auf dem Auslöser. Doch – nein! Phayun hat mich ebenfalls ins Visier genommen und galoppierte mit Renngeschwindigkeit den Damm hoch in meine Richtung. Wie von einer Heugabel gestochen schnellte ich hoch und machte vier – fünf Schritte der Rennstrecke entlang. Lauf - Phayun – lauf! Phayun begriff und setzte das Rennen fort. Phu! Also ich muss mich nie angeleint von einer Brücke stürzen. Unsere Hunde reichen da völlig aus, um für einen kräftigen Adrenalinstoss zu sorgen. Wie konnte ich nur so naiv sein und völlig blauäugig erwarten, dass Phayun ohne mit den Augen zu zwinkern an mir vorbei rennen würde. Pfui! Was geschehen ist, ist geschehen. Das Rennen nahm seinen Lauf, und ich trottete zum Zielgelände. Nach ein paar Minuten glaubte ich unser Team zu erspähen. Ja sie waren es. Kurz vor der Ziellinie rief ich unserer Phayun. Sie hatte alles gegeben. Man sah es ihr an. Die Zugleine war nicht mehr gestreckt. Phayun startet immer gut, das kostet sie enorm Kraft. Meistens fehlt ihr dann diese Kraft beim Zieleinlauf. Egal! Unser Team war angekommen, und wir fanden, dass Phayun und Beat trotz Abstecher gut unterwegs waren.

Beat u. Phayun

Beat und Phayun


Bis zum Start von Lukas hatten wir noch etwas Zeit. Lukas zeigte sich sehr ruhig. Er würde das Rennen mit Nalleni bestreiten. Ich sagte ihm, dass ich keine Ahnung hätte, wie sie laufen würde, und dass er seine Erwartungen nicht zu hoch stecken dürfe. Gleichzeitig wusste er, dass in seiner Kategorie nur vier Teilnehmer starten würden. Es war spannend. Drei Minuten vor seinem Start machte ich ihn mit Nalleni startklar. Anschliessend ging ich auf den Damm und musste heimlich schmunzeln – Nalleni fand es äusserst interessant, was für eine Palette von verschiedenen Gerüchen das Startgelände zu bieten hatte. Erstaunlicherweise nahm sie den Rummel sehr gelassen, für mich ein wenig zu gelassen. Sie hatte ja nicht einmal bemerkt, dass ich mich von ihnen entfernt hatte. Doch ich wollte unter keinen Umständen Lukas mit einer schnüffelnden Dame im Stich lassen. Drei Mal musste ich ihr rufen, bis sie reagierte und mich erblickte. Erst jetzt konnte ich über den Damm rennen, um mich nach der ersten Kurve ins Gebüsch zu setzen. Beim Starten und im Zielgelände ist das Anfeuern erlaubt. Doch das Rennen selber sollten die Teilnehmer vor allem die Hunde aus eigener Initiative bestreiten. Bei dieser Kurve, wo ich mich verdrücken wollte, überquerte Beat demonstrativ die Rennstrecke. Es schien zu klappen. Nalleni vergas all die feinen Düfte und benahm sich wie eine Rennbesessene. Lukas hatte alle Hände voll zu tun, um hinter der Startlinie zu bleiben. (Das sagte mir meine Schwester.) Unterdessen sassen wir zu zweit im Gebüsch. Wir hörten wie gezählt wurde – drei – zwei – eins und los. Mit grossen Schritten hörten wir das Team näher kommen. Komischerweise hörte ich Lukas genau auf unserer Höhe sagen „Chumm Nalleni!“. Ist ja klar, dass sie genau wusste, wo wir waren. Doch wir durften uns nicht bewegen. Wir warteten noch eine Weile, erst dann riskierten wir einen Blick. Nalleni lief neben Lukas. Egal! Der Start war auf jeden Fall geglückt. Nun trotteten wir zu zweit zum Ziel. Aber wir mussten gar nicht lange warten, da sahen wir von weitem einen jungen Teilnehmer mit einem weissen Hund. Ja - tatsächlich. Unsere Augen täuschten sich nicht. Ich wusste es – Nalleni lief vorne. Wir kennen doch unsere Nalleni. So verträumt sie auch sein kann, aber den Zieleinlauf beherrscht sie. Von uns angefeuert meisterten die Beiden die letzten Meter. Lukas hatte alles gegeben. Er kam triefend nass zurück. Er war mächtig stolz auf „seine“ Nalleni. Wir natürlich auch – und auf Lukas.

Lukas u. Nalleni
Lukas und Nalleni

Jetzt konnten wir es gemütlich nehmen. Zuerst gab es mal etwas Warmes zwischen die Zähne, denn bis jetzt hatten wir keine Zeit um ans körperliche Wohl zu denken.

Um 16.00 Uhr war die Rangverkündigung. Der Speaker meinte, dass die Jüngsten am längsten hätten warten müssen, bis sie ins Rennen durften. Nun würden sie die Ersten sein, die ihre Preise abholen dürften. Er begann mit den Kindern der mittleren Altersklasse: „Im ersten Rang haben wir – Odermatt Lukas!“ Wau – so genial. Da bestreitet Lukas seinen ersten Cani-Cross und ist so erfolgreich. Stolz marschierte er mit Nalleni zum Gabentisch und nahm seinen Pokal, ein T-Shirt und einen Sack Futter entgegen. War das eine Freude! Unsere Nalleni und Lukas hatten es so gut gemeistert. Beat musste sich noch ein wenig bedulden. Vor ihm waren noch die anderen Kategorien dran. So nun waren die Teams vom Cani-Cross der Erwachsenen dran. Die Überraschung war perfekt. Beat wurde als zweiter hervor gerufen. Was aber der Gipfel war, er war nur zwei Sekunden schneller als der Drittplatzierte. Phu! Zum Glück war Phayun’s Abstecher nur von kurzer Dauer. Dieser Sonntag war wieder mal Spannung pur. Glücklich und zufrieden verabschiedeten wir uns von Lukas und seiner Familie, denn sie mussten ja noch in die Innerschweiz fahren.

Beat bestritt noch drei weitere Rennen mit Phayun. Das Zweite war in Zurzach. Dort meisterten sie den vierten Platz. Doch er kam nicht mit leeren Händen nach Hause. In Zurzach wurde der schnellste Samojede mit einer Holztrophäe als Windlicht geehrt. Phayun hat sich diese Trophäe erkämpft.

Das nächste Rennen bestritt er in Balzers. Auch hier war die Spannung gross, denn unser Team konnte sich wieder um zwei Sekunden dieses Mal den dritten Platz sichern. Den gleichen Platz verdienten sich die Beiden in Thun.

Es macht uns riesigen Spass, unsere Hunde vielseitig zu beschäftigen. Nun haben wir die Bestätigung, dass auch unsere Hunde ( ich denke da ganz allgemein an unser Rasse ) ganz vorne mitmischen können. Vielleicht sehen wir uns mal an einem Wettkampf. Es würde uns freuen, bis dann wünschen wir allen eine gute Zeit.



Nach der Rangverkündigung – das erfolgreiche Quartett!