Unsere Zucht

 

Schon bald wird Tundra 4 Jahre alt. Leider war ihr das Glück nicht so hold, wie wir es ihr gewünscht hätten.  Sie war cirka 7 Monate alt, als mein Mann spasseshalber ihr beim Laufen behilflich sein wollte. Er legte seine Hände auf ihre Hüften und begleitete sie ein paar Schritte. Verwundert blieb er stehen und meinte nur, dass da drinnen knagsen würde. Ich überlegte nicht lange, und fuhr mit ihr zum Vorröntgen. Die Prognose wurde vorsichtig geschildert, sie wäre keine Hündin für die Zucht. Trotzdem wollten wir nur das Beste für sie. Per Zufall erfuhren wir, dass es auch Schwimmtherapien für Hunde gibt. 15 Mal ging ich mit ihr ins Schwimmen. Dass ich dabei im Trocken zuschauen durfte, dafür war ich dankbar. Die nasse Arbeit wurde von einer ausgebildeten Therapeutin ausgeführt. Zudem unternahmen wir ausgewählte, kurze Spaziergänge bergwärts, um die Beinmuskulatur der hinteren Läufe gezielt zu trainieren. Doch schon damals zeigte Tundra ihre überschwängliche Freude, wenn sie alleine etwas unternehmen durfte, und führte einen Freudentanz auf, der ihren Hüften sicherlich nicht gut gesinnt war. Ich unternahm nichts, um ihre Freude zu bändigen. Schliesslich ist das Ausschütten von Glückshormonen genau so lebenswichtig, wie eine gute Bemuskelung. Die definitive Auswertung des zweiten HD-Röntgens war niederschmetternd. Beidseitig HD-d. Woher kam das?. Die Elterntiere sind beide HD frei. So oder so, Tundra wird bis zu ihrem letzten Atemzug bei uns bleiben. Sie ist unser Sonnenschein! Ein völlig sorgloses, unbeschwertes Chräschbili! Tundra ist Lebensfreude pur. Sie darf sogar gezielt für den Sport eingesetzt werden. Nur das Älterwerden ersorge ich. Aber sie wird uns zeigen, wenn wir weitere Unterstützung anfordern müssen. Momentan geht es ihr gut.

 Zur Zeit, als Nalleni ihre Jungen hatte, mussten wir feststellen ( logischerweise an einem Samstagabend ), dass Thaiga nicht mehr biseln konnte. Auf die Antwort, dass sie zur Zeit läufig sei, meinte der Not-Tierarzt, das könne es schon geben. Ich solle warten bis morgen früh, wenn es dann nicht besser geworden wäre, solle ich nochmals anrufen. Nach einer halbwegs ruhigen Nacht, sagte ich zu Thaiga, bevor ich nochmals anrufen würde, würde ich gerne ein paar Schritte mit ihr gehen. Beim Spatzieren konnte sie wenigstens einen dünnen Strahl lösen. Sie hatte einfach länger. Wenigstens funktionierte es soweit, dass sie die Blase entlasten konnte. Ich beschloss, Thaiga in diesem Zustand zu Hause zu behalten. Am Montagmorgen telefonierte ich gleich mit unserer Tierärztin. Sie sagte nur, ich solle versuchen, etwas Urin zu bekommen und gleich mit ihr in die Praxis kommen. Der Befund war handfest, sie hatte sehr viele Kristalle im Urin. Antibiotikum und Diätfutter waren angesagt. Wir wunderten uns einfach, dass das genau in der Zeit auftrat, als Tundra noch ihre Geschwisterchen da hatte. Wir kamen sogar auf den Gedanken, ob es was mit der Rangordnung zu tun haben könnte. Auf jeden Fall beschlossen wir, Thaiga nochmals zu decken. 

Der Untersuch hatte ergeben, dass Thaiga drei Welpen erwarten würde. Der Termin war gekommen. Die ersten beiden Welpen waren geboren, dann ging nichts mehr. Die Tierärztin teilte mir mit, bis zu 4 Stunden könne ich warten, würde sie bis dahin nichts andeuten, solle ich sie bringen. Um 9.00 Uhr verfrachtete ich Thaiga mit ihren beiden Rüden ins Auto und fuhr in die Praxis. Sie bekam eine Spritze, die die Geburt vorantreiben sollte. Nach einer Presswehe bekam die Ärztin den Kleinen zu fassen, und konnte ihn so ans Tageslicht holen. Leider hatte er bereits Fruchtwasser in der Lunge. Doch die Bemühungen unserer Tierärztin fruchteten, und der kleine Rüde begann nach für mich langer Zeit selber zu atmen. Leider mussten wir später erfahren, dass seine Nieren nicht richtig funktionieren. Ob das mit der Geburt zusammenhängen könnte – laut Internetberichten wäre es möglich. Dieser Rüde hat ein wunderbares Zuhause gefunden. Leider ist seine Lebenserwartung nicht sehr hoch.

Das Jahr darauf gebar Nalleni fünf Welpen. Die Aufzucht war völlig unproblematisch.  Cirka ein halbes Jahr später, so genau weiss ich das gar nicht mehr, erhielten wir die Hiobsbotschaft, dass eine Hündin einen gravierenden Herzfehler habe. Auch wenn der Vater ein anderer war, als beim ersten Mal, so war es keine HD, dafür ein deformiertes Herz. Wir verstanden die Welt nicht mehr.

Inzwischen hatten wir unsere Phayun doch angekört. Laut Informationen unseres Clubs müsse man sich die Sache mit dem Katarakt so vorstellen: Bei einem Sechser – Wurf könne man davon ausgehen, dass zwei Welpen gesund sein könnten. Zwei Welpen könnten Träger sein, und bei zwei Welpen könnte der Katarakt ausbrechen. Leider ist die Forschung noch nicht soweit, dass der Träger des Katarakts nachgewiesen werden kann. Sollte eine Hündin in die Zucht aufgenommen werden, in dessen Linie die Krankheit bekannt ist, sollte ein Rüde gewählt werden, der bereits Nachkommen hat. Und bei dessen Nachkommen kein Kataraktfall bekannt ist. In so Fällen ist die Ehrlichkeit beider Hundebesitzer der wichtigste Grundstein der Zucht.

Phayun hatten wir zwei Mal erfolglos decken lassen. Erst nach dem dritten Mal liess der Ultraschallbefund unsere Herzen höher schlagen. Phayun wurde stolze Mami von vier Rüden und einem Weibchen. Sie hat es noch spannend gemacht. Das Weibchen kam als Letzte auf die Welt. Hätte Phayun zwei Weibchen geboren, wäre eines bei uns geblieben. Doch wir waren dankbar, dass sie eine unbeschwerte Geburt erleben durfte. Phayun genoss ihre Mutterrolle. Leider musste ich schon früh feststellen, dass das Bild eines Welpen-Urins nicht stimmte. Der Befund war ein Schlag ins Gesicht – Nierenbeckenentzündung. Fünf Wochen Antibiotika waren die Folge. Zum Glück durften die Nieren genesen. Heute ist dieser Welpe ein aufgewecktes, liebenswertes Schlitzohr. Nach diesem erneuten Tiefschlag muss ich gestehen, dass ich keine Energie mehr habe, mit dieser Linie weiterzuzüchten.

Traurige Bilanz unserer Zucht: Hodenhochstand bei mehreren Rüden in Thaiga’s Linie, Katarakt bei einem Sohn von Belyj Jar, starke HD bei Tundra, Niereninsuffizienz, Herzfehler und schliesslich Nierenbeckenentzündung bei einem fünf Wochen alten Welpen.

Diese Bilanz tut weh. Dass mal etwas auftreten kann, damit könnte ich leben. Aber mir kommt es vor, als würden wir es anziehen. Ob ich je mal eine Antwort auf meine Fragen bekommen werde – ich weiss es nicht. Auf jeden Fall werden wir mit unserer Linie nicht mehr weiter züchten.

Nun werden wir unsere Ladies geniessen so wie sie sind. Später könnte es sein, dass wir es nochmals versuchen werden. Ein Mal eine gesunde Linie haben zu dürfen, das ist zur Zeit mein grösster Wunsch. Bis dahin wünschen wir unseren Lesern alles Gute und ein sorgenfreies Geniessen, falls ihr Alltag von einer Stupsnase bereichert ist.